Verschiedene rezeptfreie Erkältungsmittel - Hustensaft, Nasenspray und Halstabletten
Erkältungsmittel

Erkältungsmittel ohne Rezept – Schnelle Hilfe bei Husten, Schnupfen & Co.

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Welche rezeptfreien Erkältungsmittel helfen wirklich? Umfassender Ratgeber zu Hustensaft, Nasenspray, Halstabletten und mehr – mit Dosierung, Anwendung und Tipps.

Warum die richtige Wahl bei Erkältungsmitteln entscheidend ist

Erwachsene leiden durchschnittlich zwei- bis viermal pro Jahr an einer Erkältung, Kinder sogar noch häufiger. Kein Wunder also, dass Erkältungsmittel zu den meistverkauften rezeptfreien Medikamenten in deutschen Apotheken gehören. Doch die Auswahl ist riesig: Hunderte verschiedene Präparate versprechen schnelle Linderung bei Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Heiserkeit.

Die Herausforderung: Nicht jedes Erkältungsmittel eignet sich für jedes Symptom. Die falsche Wahl kann die Genesung verzögern oder sogar kontraproduktiv sein – etwa wenn Hustenstiller bei produktivem Husten eingesetzt werden oder Nasensprays zu lange verwendet werden.

In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, welche rezeptfreien Erkältungsmittel bei welchen Symptomen wirklich helfen, wie sie richtig angewendet werden und worauf Sie bei der Selbstmedikation achten sollten.

Erkältung verstehen: Die häufigsten Symptome

Eine Erkältung (grippaler Infekt) wird durch Viren ausgelöst und verläuft typischerweise in mehreren Phasen:

Phase 1 (Tag 1-2): Kratzen im Hals, leichte Schluckbeschwerden, Müdigkeit

Phase 2 (Tag 2-4): Schnupfen, verstopfte Nase, Kopfschmerzen, eventuell Fieber

Phase 3 (Tag 4-7): Husten entwickelt sich, Schnupfen klingt ab

Phase 4 (ab Tag 7): Abklingen der Symptome, Resthusten kann länger bleiben

Erkältungsmittel ohne Rezept bekämpfen nicht die Virusinfektion selbst, sondern lindern die Symptome und unterstützen den Körper bei der Genesung.

Medikamente gegen Schnupfen und verstopfte Nase

Abschwellende Nasensprays

Wirkstoffe: Xylometazolin, Oxymetazolin, Tramazolin

Wirkweise: Diese Alpha-Sympathomimetika verengen die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut, wodurch die Schwellung zurückgeht und die Nase wieder frei wird. Mehr zur richtigen Anwendung von Nasenspray finden Sie in unserem ausführlichen Ratgeber.

Anwendung:

  • 2 bis 3 Sprühstöße pro Nasenloch, maximal 3-mal täglich
  • Nicht länger als 5 bis 7 Tage verwenden
  • Bei Kindern spezielle Kinderdosierung beachten

Dosierungen:

  • Erwachsene: 0,1 Prozent Xylometazolin
  • Kinder 2-6 Jahre: 0,05 Prozent Xylometazolin
  • Säuglinge: Nur nach ärztlicher Rücksprache

Wichtige Hinweise: Bei längerer Anwendung droht ein Privinismus (medikamentenbedingter Dauerschnupfen). Die Nasenschleimhaut gewöhnt sich an das Spray und schwillt ohne Anwendung noch stärker an.

Alternativen für längere Anwendung:

  • Meerwasser-Nasensprays (unbegrenzt verwendbar)
  • Nasenduschen mit isotonischer Kochsalzlösung
  • Nasensprays mit Dexpanthenol zur Pflege

Kombipräparate mit abschwellender Wirkung

Wirkstoffe: Pseudoephedrin (oral einzunehmen)

Beispiele: Aspirin Complex, Wick MediNait

Vorsicht: Pseudoephedrin kann den Blutdruck erhöhen und ist bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Schilddrüsenüberfunktion kontraindiziert. Nicht vor dem Schlafengehen einnehmen, da es aufputschend wirken kann.

Medikamente gegen Husten

Husten ist ein wichtiger Schutzreflex, um Schleim und Krankheitserreger aus den Atemwegen zu entfernen. Die Behandlung hängt von der Hustenart ab.

Schleimlöser bei produktivem Husten

Produktiver Husten liegt vor, wenn Schleim abgehustet wird. Ziel ist es, den Schleim zu verflüssigen und das Abhusten zu erleichtern.

Acetylcystein (ACC)

Wirkweise: Spaltet die Disulfidbrücken im Schleim und macht ihn dünnflüssiger

Dosierung:

  • Erwachsene: 600 mg pro Tag (z. B. ACC akut 600)
  • Kinder ab 2 Jahren: 100-400 mg je nach Alter und Gewicht

Einnahme: Als Brausetablette oder Granulat in Wasser aufgelöst, am besten morgens

Wichtig: Viel trinken (mindestens 2 Liter pro Tag), um die schleimlösende Wirkung zu unterstützen

Ambroxol

Wirkweise: Regt die Produktion von Surfactant an, das den Schleim verflüssigt, und aktiviert die Flimmerhärchen

Dosierung:

  • Erwachsene: 30 mg 3-mal täglich oder 75 mg Retardkapsel 1-mal täglich
  • Kinder: Je nach Alter 15-30 mg pro Tag aufgeteilt

Vorteil: Wirkt schneller als ACC (schon nach 30 Minuten) und kann auch bei trockenem Reizhusten eingesetzt werden

Bromhexin

Wirkweise: Ähnlich wie Ambroxol, wird im Körper zu Ambroxol umgewandelt

Dosierung: 8 mg 3-mal täglich

Hinweis: Ambroxol wird meist bevorzugt, da es direkter wirkt

Pflanzliche Schleimlöser

Efeu-Extrakt: Wirkt schleimlösend und krampflösend (z. B. Prospan)

Thymian: Schleimlösend und antibakteriell (oft kombiniert mit Efeu)

Cineol (Eukalyptusöl): Löst Schleim in Nase und Bronchien (z. B. Soledum, GeloMyrtol)

Vorteil: Meist gut verträglich, auch für längere Anwendung geeignet

Nachteil: Wirkung oft schwächer als bei synthetischen Wirkstoffen

Hustenstiller bei trockenem Reizhusten

Trockener Reizhusten ist unproduktiv, schmerzhaft und behindert den Schlaf. Hier können Hustenstiller sinnvoll sein.

Dextromethorphan

Wirkweise: Dämpft das Hustenzentrum im Gehirn

Dosierung:

  • Erwachsene: 15-30 mg bis zu 4-mal täglich, maximal 120 mg pro Tag
  • Kinder ab 6 Jahren: Nach Körpergewicht (siehe Packungsbeilage)

Anwendung: Vor allem abends zur Nacht, um erholsamen Schlaf zu ermöglichen

Wichtig: Nicht mit Alkohol kombinieren, kann Müdigkeit verursachen

Pentoxyverin

Wirkweise: Hemmt den Hustenreflex peripher und zentral

Dosierung: Erwachsene 3-mal täglich 1-2 Tabletten à 15 mg

Vorteil: Macht weniger müde als Codein (verschreibungspflichtig)

Pflanzliche Hustenstiller

Eibischwurzel: Bildet einen schützenden Film auf der Schleimhaut

Spitzwegerich: Wirkt reizlindernd und entzündungshemmend

Isländisch Moos: Schützt die Rachenschleimhaut

Anwendung: Als Tee, Lutschpastillen oder Saft

Wichtige Regel: Niemals Hustenlöser und Hustenstiller gleichzeitig einnehmen! Der gelöste Schleim kann dann nicht abgehustet werden und staut sich in den Bronchien.

Medikamente gegen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden

Lutschtabletten und Rachensprays

Lokalanästhetika: Benzocain, Lidocain – betäuben die Schmerzen lokal

Antiseptika: Chlorhexidin, Cetylpyridiniumchlorid – wirken antibakteriell

Entzündungshemmende Wirkstoffe: Flurbiprofen (z. B. Dobendan Direkt) – stärkere Wirkung bei starken Halsschmerzen

Anwendung:

  • Lutschtabletten: 1 Tablette alle 2-3 Stunden lutschen, maximal 8 pro Tag
  • Rachensprays: 3- bis 6-mal täglich 2-3 Sprühstöße

Natürliche Alternativen:

  • Salbei-Bonbons: Antibakteriell und entzündungshemmend
  • Propolis-Lutschtabletten: Natürliches Antibiotikum
  • Isländisch Moos: Schützt die Schleimhaut

Gurgellösungen

Salz-Salbei-Lösungen: Antiseptisch und entzündungshemmend

Kamille: Beruhigend und wundheilungsfördernd

Anwendung: 3- bis 5-mal täglich mit lauwarmer Lösung gurgeln

Medikamente gegen Fieber und Gliederschmerzen

Bei Erkältungen ist leichtes Fieber (bis 38,5 °C) eine sinnvolle Immunreaktion und sollte nicht sofort gesenkt werden. Bei höherem Fieber oder starken Beschwerden helfen:

Paracetamol: 500-1000 mg alle 6 Stunden, maximal 4000 mg pro Tag

Ibuprofen: 400 mg alle 6-8 Stunden, maximal 1200 mg pro Tag

Acetylsalicylsäure (ASS): 500-1000 mg alle 6 Stunden (nicht bei Kindern unter 12 Jahren)

Mehr Informationen zu den verschiedenen Schmerzmittel-Wirkstoffen und ihrer richtigen Anwendung finden Sie in unserem ausführlichen Ratgeber.

Kombipräparate: Sinnvoll oder unnötig?

Kombipräparate enthalten mehrere Wirkstoffe gegen verschiedene Erkältungssymptome gleichzeitig.

Häufige Kombinationen

Paracetamol + Pseudoephedrin + Vitamin C: Gegen Fieber, verstopfte Nase und zur Immununterstützung (z. B. Grippostad C)

Paracetamol + Dextromethorphan + Pseudoephedrin: Gegen Fieber, Husten und Schnupfen (z. B. Wick MediNait)

ASS + Pseudoephedrin + Chlorphenamin: Gegen Schmerzen, Schnupfen und allergische Komponenten (z. B. Aspirin Complex)

Vorteile von Kombipräparaten

  • Praktisch bei mehreren Symptomen gleichzeitig
  • Oft schnellere Linderung durch Synergieeffekte
  • Geringerer Aufwand (ein Präparat statt mehrerer)

Nachteile und Risiken

  • Sie nehmen möglicherweise Wirkstoffe ein, die Sie gar nicht benötigen
  • Höheres Risiko für Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
  • Gefahr der Doppeleinnahme, wenn zusätzlich Einzelpräparate genommen werden
  • Oft teurer als Einzelwirkstoffe
  • Dosierung weniger flexibel anpassbar

Empfehlung: Bei klar definierten Einzelsymptomen sind Einzelwirkstoffe meist besser. Kombipräparate können bei akuten, vielfältigen Beschwerden praktisch sein – aber Vorsicht bei längerer Anwendung.

Richtige Anwendung und Dosierung

Allgemeine Grundsätze

Symptomorientiert behandeln: Nur die Symptome behandeln, die tatsächlich vorliegen

Kurzzeitanwendung: Die meisten Erkältungsmittel sind für maximal 5 bis 7 Tage gedacht

Packungsbeilage lesen: Auch bei bekannten Präparaten, da sich Zusammensetzungen ändern können

Wechselwirkungen beachten: Besonders bei Vorerkrankungen und regelmäßiger Medikamenteneinnahme

Einnahmezeiten optimieren

Schleimlöser: Morgens einnehmen, damit der Schleim tagsüber abgehustet werden kann

Hustenstiller: Abends vor dem Schlafengehen für ruhige Nacht

Nasenspray: Vor dem Schlafengehen für freie Atmung in der Nacht

Schmerzmittel: Nach Bedarf, aber Mindestabstände einhalten

Besondere Vorsicht bei Kindern

Altersgrenzen beachten: Viele Präparate sind erst ab 2, 6 oder 12 Jahren zugelassen

Körpergewicht berücksichtigen: Dosierung oft nach Kilogramm Körpergewicht

Keine ätherischen Öle für Säuglinge: Risiko von Atemnot (Kehlkopfkrampf)

Kein Honig für Kinder unter 1 Jahr: Botulismus-Risiko

Wann Erkältungsmittel nicht ausreichen

Suchen Sie einen Arzt auf, wenn:

  • Fieber über 39 °C länger als 3 Tage anhält
  • Atemnot oder pfeifende Atemgeräusche auftreten
  • Starke Ohrenschmerzen hinzukommen
  • Hustenauswurf grünlich-gelb oder blutig ist
  • Symptome länger als 10 Tage anhalten oder sich verschlimmern
  • Bei Säuglingen und Kleinkindern unter 2 Jahren
  • Bei Vorerkrankungen (COPD, Asthma, Herzerkrankungen)
  • Bei Schwangerschaft und Stillzeit

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Häufige Nebenwirkungen

Nasensprays: Brennen, Trockenheit, bei Überdosierung Privinismus

Hustenlöser: Gelegentlich Magen-Darm-Beschwerden, allergische Reaktionen

Hustenstiller: Müdigkeit, Schwindel, Verstopfung

Pseudoephedrin: Nervosität, Schlaflosigkeit, Blutdruckanstieg

Wichtige Wechselwirkungen

Pseudoephedrin + MAO-Hemmer: Lebensbedrohliche Blutdruckkrisen

Dextromethorphan + Antidepressiva: Serotonin-Syndrom möglich

Kombipräparate + andere Schmerzmittel: Risiko der Paracetamol-Überdosierung

Hustenlöser + Hustenstiller: Schleim staut sich gefährlich in den Bronchien

Natürliche Unterstützung und Hausmittel

Erkältungsmittel ohne Rezept sind nur ein Teil der Behandlung. Unterstützende Maßnahmen beschleunigen die Genesung:

Viel trinken

Warum: Flüssigkeit verflüssigt den Schleim und unterstützt die Schleimhäute

Was: Wasser, Kräutertees (Thymian, Salbei, Ingwer), Hühnerbrühe

Wie viel: Mindestens 2 bis 3 Liter pro Tag

Inhalieren

Wirkung: Befeuchtet die Schleimhäute, löst Schleim, lindert Reizungen

Womit:

  • Einfach mit heißem Wasser und Handtuch über dem Kopf
  • Kochsalzlösung (9 g Salz auf 1 Liter Wasser)
  • Kamille (entzündungshemmend)

Vorsicht: Keine ätherischen Öle bei Kleinkindern

Luftfeuchtigkeit erhöhen

Methoden:

  • Luftbefeuchter verwenden
  • Feuchte Tücher auf die Heizung legen
  • Wasserschalen aufstellen

Ziel: 40-60 Prozent Luftfeuchtigkeit

Ruhe und Schlaf

Warum: Das Immunsystem arbeitet im Schlaf am effektivsten

Wie: 7-9 Stunden Schlaf, bei Bedarf auch tagsüber ruhen

Vitamin C und Zink

Vitamin C: Kann möglicherweise die Dauer der Erkältung verkürzen (1000 mg pro Tag)

Zink: Innerhalb der ersten 24 Stunden kann es die Erkältungsdauer reduzieren (Zink-Lutschtabletten)

Hinweis: Wirkung wissenschaftlich umstritten, aber meist nebenwirkungsarm

Vorbeugung: Erkältungen vermeiden

Händewaschen: Häufig und gründlich (mindestens 20 Sekunden)

Abstand halten: Zu erkälteten Personen mindestens 1-2 Meter Abstand

Nicht ins Gesicht fassen: Viren gelangen über Schleimhäute in den Körper

Immunsystem stärken:

  • Ausgewogene Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft
  • Ausreichend Schlaf
  • Stress reduzieren
  • Nicht rauchen

Wechselduschen: Stärkt die Durchblutung und Abwehrkräfte

Impfung: Grippe-Impfung schützt zwar nicht vor Erkältungen, aber vor echter Influenza

Lagerung und Haltbarkeit

Richtig lagern:

  • Trocken und kühl (nicht im feuchten Badezimmer)
  • Vor Licht geschützt
  • Außerhalb der Reichweite von Kindern

Verfallsdatum beachten:

  • Abgelaufene Medikamente entsorgen
  • Angebrochene Nasensprays nach 6 Monaten wegwerfen
  • Hustensäfte nach Anbruch meist nur begrenzt haltbar

Entsorgung:

  • Über Apotheken
  • Über Schadstoffsammelstellen
  • Nicht über Toilette oder Waschbecken

Fazit: Erkältungsmittel gezielt einsetzen

Erkältungsmittel ohne Rezept können die Beschwerden deutlich lindern und die Lebensqualität während einer Erkältung verbessern. Entscheidend ist die richtige Auswahl:

Bei Schnupfen: Abschwellende Nasensprays maximal 7 Tage, dann auf Meerwasser-Sprays umsteigen

Bei produktivem Husten: Schleimlöser wie ACC oder Ambroxol, viel trinken

Bei trockenem Reizhusten: Hustenstiller abends, um den Schlaf zu verbessern

Bei Halsschmerzen: Lutschtabletten mit lokalanästhetischen Wirkstoffen oder Flurbiprofen bei starken Schmerzen

Bei Fieber und Gliederschmerzen: Paracetamol oder Ibuprofen nach Bedarf

Wichtig: Behandeln Sie nur die Symptome, die tatsächlich vorliegen. Kombinieren Sie Medikamente nur, wenn nötig, und achten Sie auf Wechselwirkungen. Ergänzen Sie die medikamentöse Behandlung durch viel Trinken, Ruhe, Inhalationen und eine feuchte Raumluft.

Die meisten Erkältungen heilen innerhalb von 7 bis 10 Tagen von selbst aus. Erkältungsmittel beschleunigen die Heilung nicht, sondern machen die Zeit erträglicher. Wenn die Symptome länger anhalten, sich verschlimmern oder Komplikationen auftreten, sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

Mit den richtigen Erkältungsmitteln und unterstützenden Maßnahmen kommen Sie gut durch die Erkältungszeit – und können bald wieder durchatmen.

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